Cristina Antonelli-Ngameni
Vom Gastarbeiterkind zur Weltbürgerin
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Ankunft:
„Ich kenne die Situation der Menschen, die nach Europa kommen, und weiß, wie sie sich fühlen. Bei mir war es damals nichts anders. Man fühlt sich fremd, wenn man tatsächlich in einer Umgebung ist, die einem unbekannt ist. Das Gefühl „außen vor zu sein“ bleibt haften. Für eine ganze Weile. Als ich im Alter von acht Jahren nach Braunschweig kam, war alles anders als das, was ich kannte: die Atmosphäre, die Farben, die Geräusche und die Schrift auf den Schildern, die ich natürlich nicht lesen konnte. Es war, als hätte man plötzlich einen anderen Filter vor die Kamera getan. Ich hatte gleich so ein Bauchgefühl, dass es dumpf war.“
Übergänge:
Wenn ich nach Italien fahre, möchte ich auch dort als Mensch wahrgenommen werden, wie ich bin. Aber auch in meinem Heimatland falle ich auf, da ich einfache eine andere Färbung habe. Da gibt es eine Art von Pufferbereich, also eine gewisse Zeit, um erst einmal anzukommen. Da nehme ich viel wahr, dann schalte ich um und bin dann erst tatsächlich da. Das Gleiche erlebe ich auch, wenn ich aus Italien hierher zurückkomme. Man färbt sich unglaublich schnell wieder ein wie ein Chamäleon.“
Hin und Her:
„Lange hatte ich mit der Frage zu tun, ob ich der neuen Gesellschaft gerecht werde. Aber werde ich auch noch meiner Herkunftsgesellschaft gerecht? Das ist eine ziemliche breite und große Aufgabe, die mich ziemlich hin und her geschleudert hat. Dann kam viel später der Moment, dass ich keine Lust mehr hatte, mich weiterhin mit dieser Frage zu befassen: Ich bin einfach ich.“
Multikulti:
„Das Schlagwort war damals groß in Mode. Es gab eine neue Weltoffenheit und die Neugierde, andere Kulturen zu entdecken und sich von ihnen inspirieren zu lassen. Kurz: sich das Beste aus anderen Kulturen zu nehmen. Es ist das Beste, was man machen kann: sich aus verschiedenen Dingen einfach das Beste zu nehmen. Dann bin ich ein Weltbürger und losgelöst von der Herkunftskultur, die ich in mir habe.“
Identität:
„Das ‚Wo stehe ich?‘ braucht keinen Ort, kein Land, sondern ist an Menschen gebunden, an eine Art Stimmung, die man miteinander gestaltet und teilt. Das Gemeinsame gibt uns den Raum. Es ist ein Miteinander. Dieses Miteinander gab mir die Möglichkeiten, mich selbst anders zu erleben, und eröffnete andere Horizonte.“